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den 9. 29. Januarii / in dem grossen Sturmwinde / dieser Flecke / sampt dem Schloß / darnider geworffen worden.


Granwil / oder Grandwyler /

Granwil / oder Grandwyler / nahend Dattenried / an einem Wasser / so in theils Land-Taffeln die Hallen genandt wird / im Elßgäu / wie man berichtet / gelegen: welches Ländtlein man zum Sundgäu rechnet. Es hat dieses Städtlein ein Adeliche Gan-Erbschafft / der Edlen von Landau.


Greffenthal / oder Marienthal /

Ein Kloster / und Priorat / bey Hagenau gelegen.


Guntersthal / oder Monasterium Guntherovallense,

Ein Kloster im Brißgäu / nahend Freyburg und Adelhusen gelegen / darinn lauter Adeliche Nonnen seyn / so ihren Hoff zu Freyburg: ist Bernhardiner Ordens; und hat ein Begrieff / wie ein Städtlein / viel Höff / und Land-Güter / sampt grossem Einkommen. Geschriebener Bericht.


Hagenau.

Diese Reichs-Stadt ligt im Undern-Elsaß / vier Meilen von Straßburg / zwischen den Flüssen Motter / oder Matra, und Sorna: Ist mit Büschen und Wälden allenthalben ümbgeben / und hat einen sandichten Boden herümb / aber etwas davon ein fruchtbar Feld / und bekompt viel Früchten von dem Kochersberg. Sie wird / der gemeinen Rechnung nach / under die vier Dörffer deß Reichs gezehlet / sonsten aber desselben Kammer genandt / als in welcher Käyser Fridericus I. und andere Käyser / ein Kammer / und Rent-Ampt / deß gantzen Elsaß angestellet haben / welcher Fridericus auch / ümbs Jahr 1164. die Stadt mit einer Mauer ümbfangen / und mit vielen Privilegien begabet / sie zur Reichs-Stadt gemacht / und zum Regiment zwölff Adeliche Persohnen eingesetztet; auch allhie Anno 1153. mit rohtem Marmorstein / einen Pallast erbauet hat / in welchem er deß Reichs Kleinodien verwahret; welche aber folgends / nach Absterben seines Sohns / Käysers Philippi / ümbs Jahr Christi 1209. von dem Bischoff zu Speyer / den Bürgern unwissend / auff das Schloß Trifelß / an dem Fluß Queicha gelegen / transferiert worden seyn. Es ist obgemeldter Käyserlicher Pallast / Burg / oder die alte Pfaltz / sehr eng und alt / auff welche hart zusteigen ist. Zu höchst oben ist der Gerichtstul / wie sie ihn allda darvor ansehen / und sagen / daß Käyser Friderich allda gesessen; so von Steinen gemacht ist. Unden in dieser Burg ist die Kirche gewesen / darinn oben herümb noch feine gegossene steinerne alte Säulen; es seyn da drey auffeinander in der Runde gebauet / und gewölbte Capellen under einem Dach / mit gebackenen Steinen under schieden / in welchen die besagte Käyserliche Kleinodien auff 56. Jahr auffbehalten worden. Und ist solcher Pallast beynahe mitten in der Stadt gelegen. Sonsten ist die Stadt von alten Gebäuen / und haben vor diesem die Frembde das Raht- und Zeug-Hauß zu besichtigen gepflegt. Bey diesem Kriegs-wesen ist sie etwas an Wassergräben / und Bollwercken / bevestiget worden. Hat einen Saltz- und Viehe-Handel allda; und wird die Stadt von 12. Schöffen / und 24. von den Handwercken regiert / und werden Jährlichs / und jedes Quatember / auß den Schöffen einer zum Städt-Meister / und auß den 24. ein Marschall / so die Stadt regiert / genommen; deren einfach Monatlicher Reichs-Anschlag ist / 6. zu Roß / 30. zu Fuß / oder 192. Gülden / und führet sie eine Rose im Wappen. Obgedachter Käyser Fridericus Barbarossa solle auch die Kirchen zu S. Martin / Paul / und Nicolai / und den alten Spital vor der Stadt / gestifftet haben: und war die S. Niclaß-Kirchen zuvor das Praemonstratenser Kloster genandt. Das Augustiner Kloster hat Käyser Rudolphus I. Anno 1284. damahls vor der Stadt fundiert. Es hat auch allhie ein Jesuiter Collegium, vor welchem ein sehr langer Mauerbrecher zusehen. Umbs Jahr 1212. hat Käyser Friderich der Ander die Stad / weil sie Käyser Othoni dem Vierten geschworen / belägert / und eingenommen / und doch dieselbe / wegen der Treu / gegen Käyser Otten / begnadiget. Anno 1621. im Decembri / nahm diese Stadt Graff Ernst von Manßfeld ein: so im folgenden Jahr Ertz-Hertzog Leopoldus von Oesterreich wieder erobert hat: und wurde damahln das Exercitium Augspurgischer Confession, so Anno 1565. oder 66. allda introduciert worden / abgeschafft. Anno 1632. im Decembri / ist der Herr von Croneck / von dem Schwedischen Feld-Marschalck Horn hieher geschickt worden / die Stadt zur Accommodation, vor der Belägerung / zu ermahnen: darauff sie sich ergeben / und den 11. und 21. Decembris die Schwedische eingenommen. Aber Anno 1633. zu Anfang deß Januarii / ist sie von denen auß Elsaß-Zabern / und Dachstein / außgezogenen Käyserischen / durch einen unversehenen List / mit Hülff etlicher Bürger und Bauren / wieder eingenommen worden / in dem dieselbe / underm Schein / als wolten sie Heu und Stroh in die Stadt führen / die Soldaten auff den Wägen versteckt gehabt / welche under dem Thor herauß gesprungen / und die Wachten in dem Thor nidergemacht; worauff Bürger und Bauren auch zugefallen / und neben den Käyserischen / die übrige Soldaten in der Stadt mit Brügeln / jämmerlich ermordet / außgezogen / und auff den Gassen ligen lassen / und also daß die Hund derselben viel beschädigt haben sollen: Der Schwedisch Obrist Leutenamt von Croneck aber / welcher bey diesem Einfall zween Schüß bekommen / ist / neben dem Auditor Knoll / und andern Officierern / in Arrest genommen worden. Folgender Zeit nahmen die Frantzosen diese Stadt ein. Es hat allhie ein berühmbte Land-Vogtey deß Heiligen Römischen Reichs / darzu die Reichs-Städte Collmar / Schlettstadt / Weissenburg / Landau / Käysersberg / Ober-Ehenheim /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_064.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)