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ihrem Graffen zwölff tausend Thaler geben / er hergegen ihre neue Freyheiten ertheilen / und demnach den Herren zu Oesterreich / die Erbgerechtigkeit eines Schutzherrn daselbst mit Willen solte erfolgen lassen / von demselben Geld habe der Graff von Freyburg Badenwiler die Herrschafft erkaufft / und bekommen. Wie aber folgends diese Graffen alle abgestorben / hätten die Herren zu Oesterreich / als ihre nächste Erben / das Brißgau ererbet / doch sey ein kleiner Theil davon / beneben beyden Graffschafften Sultzberg / unnd Susenberg / an die Marggraffen von Baden kommen; unter denen einer deß letzten Graffen von Freyburg eheliche Tochter / zum Gemahl gehabt habe. Und dieses sagt Megiserus. Es spricht gleichwol das Hauß Oesterreich die hohe Obrigkeit vber die Badische Güter in solchem Lande an. Vnd seyn der Zeit die Marggraffschafft Hochberg; die Landgraffschafft Susenberg / und die Herrschafft Badenweyler in diesem Brißgäu gelegen / zum theil in andern Händen / aber die Heerschafft Rötel bey Basel / solle Baden noch völlig geniessen. Deß S. Johannis-Ordens Obrist Meister in Teutschland / (so von dem Großmeister in der Insul Malta dependiret / und der Zeit Hartmannus heisset) ist zwar ein Fürst deß Reichs / der zu den Reichstägen beschrieben wird / und in Teutschland viel Commendureyen; sonsten aber in Friedenszeiten sein Ordinari Residentz zu Haitersheim / oder Haistersheim im Brißgäu / hat; aber / wegen seiner vnter dem Hauß Oesterreich gelegenen Landgüter / solle er unter die Oesterreichische Regierung Ensisheim gehören; und ein langer Streit deßwegen vorgangen seyn / in dem er seine Privilegia; Oesterreich aber dargegen seine Gerechtigkeit / vnd Hochfürstliche Obrigkeit deducirt.

Anno 1469. hat Ertzhertzog Sigismund von Oesterreich / die Graffschafft Pfirdt / Landgraffschafft in Ober Elsaß / Brißgäu und den Schwartzwald / auff eine Widerlösung / umb achtzigtausend Goldgülden / dem Hertzog Carolo von Burgund versetzt und Pfandsweiß eingeraumbt. Weil aber seine deß Caroli Landvögt unbillicher Weise regierten / haben sich dessen die Vnterthanen beklagt, deßwegen Sigismundus Geld auffgebracht / und die versetzte Stück wiedergelöset / daß den Burgunder verdrossen hat.

Auff diese kurtze Landsbeschreibung folgen nun die Stätte im Obern- und Vntern Elsaß: Item / dem Sun- und Brißgäu / (ausser dem Badischen im Brißgäu / so unter den Schwäbischen / als dahin sie gehören / einkommen) gelegen; zu welchen wir auch die vier Rhein- oder Waldstätte / Rheinfelden / Seckingen Lauffenberg / und Waldshut / (deren Nach-baren die Schweitzer seyn / und welche Stumpfius zu der Rauracer / oder Baseler Landschafft / oder Gegne am Rhein referriret; wiewol andere sie nicht alle / nämlich die / so in dem Bischthumb Basel nicht gelegen / hieher ziehen:) Item deß Herren Bischoffs zu Basel / als eines Fürsten deß Reichs / Residentz-Statt Bruntraut (dann / ausser Sondersitz / die andere seine Stättlein / unter den Schweitzerschen / bey der Statt Basel / eynkommen: (wie auch die Statt Luders: und dann die Mumpelgartische hinter dem Sundgäu gelegene Stätt thun wollen. Dann solche Graffschafft Mümpelgart / so an Ober-Burgund stosset / ein Stand deß Reichs für sich / und mit dem Hertzogthumb Würtenberg keines wegs uniert ist / wiewol sie dem Hauß Würtenberg gehörig / als an welches sie / durch Heurat / mit deß letzten Graffen von Mümpelgart / Stephani / so Anno 1397. gestorben Sohns Henrici / (der Anno 1395. bey Nicopoli von den Türcken erschlagen worden) Tochter Henrica / oder Henrieta / und Graff Eberhards deß Jüngern zu Würtenberg (so Anno 1419. gestorben (Gemahlin umbs Jahrs 1400. oder 1398. kommen ist. Sie hat zwar keinen eygenen Reichs-Anschlag: Ist aber Anno 1566. und 1570. auff den Reichstägen erschienen / hat Session gehabt / unnd sich in den Reichs Abschieden besonders underschrieben. Die Appellationes seyn vor Zeiten an das Keyserlich Cammergericht geschehen; aber nachgehends ist es mehrentheils (jedoch nicht gar (verblieben / vnd die Würtenbergische Landfreyheiten / unnd daß die Vnderthanen bey dem Hoffgericht zu Tübingen blieben müssen / auch hieher extendieret worden. Es werden zu dieser Graffschafft die Herrschafft Blamont, Clemont, Ericourt, Chastelot, Estocon, Francoquemont, und Mandeurre in welchen die Augspurgische Confession in Frantzösischer und Teutscher Spraach getrieben wird; wie auch die Herrschafften Granges, Clereval, und Passavant in Burgund gelegen referiert. Auff anderthalb Stund Wegs von der Statt Mümpelgart / an dem schönen Fluß Dub / bey dem Dorff Mandeurre, werden noch heutiges Tags viel alte Römische Sachen gesehen und gefunden: Von welchen Petrus Tuefferdus in Topographia Montbelgardi zu lesen / welcher dafür helt / daß die vhralte Statt Epamanduodurum vorzeiten da gestanden / welche umbs Jahr Christi 450. als Attila von Basel sich nach Franckreich gewendet hat / mag untergangen seyn. Es gibt in dieser Graffschafft viel rohr / und Schwartz Wildbret; auch viel edele Falcken / Habicht / und Hagarten. So werden auch Bern / Wölff / Luchsen / Otter / Biber / Dachsen / wilde Katzen / und dergleichen wilde Thier / allda gefangen.

Burgund ist vorzeiten ein grosses Königreich gewesen / und[1] hat in seinem Bezirck begriffen / das Hertzogthumb und die Graffschafft Burgund / Savoya / Provantz / Delphinat / das Lyonische Land / und das weitberuffene Königreich Arelat / auch den grösten Theil deß Schweitzerlands / und sich fast biß an den Rhein erstreckt; Der letzte König ist Rudolphus VI. zugenannt Ignatius, gewesen / welcher / da er sterben sollen / seine Cron dem Keyser Conrado II. geschickt / vnd ist damit Anno 1034. das Burgundische / Reich abgethan / vnd nach vielem Krieg / dasselbe endlich deß Römischen Teutschen Reichs Provintz worden / außgenommen das Hertzogthumb

  1. WS: Im Original uud
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite IIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)