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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246

Wühlen und Arbeiten im Erdboden wahrnahm, es warf mit großen Schollen um sich und die Erde schien sehr von den Geburtsschmerzen zu leiden und wenigstens einige entsetzliche Riesen anzukündigen. Einige riethen auf den Goliath, andre auf Titanen, aber beide irrten, denn es kam nichts weiter, als große Ballen Papier hervor, überschrieben: Allgemeine Literatur-Zeitung. Nun wahrlich, rief ein alter Gelehrter, wem fällt doch hiebei nicht das Horazianische Parturiunt montes ein? Kaum hatten die Teufel das Schauspiel gesehn, als eiligst einige herbei kamen und die Papiere vollends hervorholten, indem einer unter ihnen in einem erschrecklichen Aerger schrie: Nein wahrlich, die Unverschämtheit geht denn doch zu weit, daß ein Ding, das niemals keine Spur von Leben gezeigt hat, nun bei der allgemeinen Auferstehung auch mit auferstehen will! Ihr denkt wohl, ihr Jahrgänge, daß man auch hier, in der Confusion, fünfe wird gerade seyn lassen? Ihr meint, wenn ihr euch nur lebendig anstellt, so sei es damit schon genug, wie in jenem Leben: aber nein, mein Freund, hier lassen wir uns nicht die Katze im Sacke verkaufen. Die Literatur-Zeitung stellte sich hierauf hin und sprach in lateinischen Lettern allerhand von den Zeichen der Zeit und von jungen übermüthigen

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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246. Frommann, Jena 1800, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tieck_Das_juengste_Gericht_1800.pdf/21&oldid=- (Version vom 22.12.2016)