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Ihnen in der Sickingenstraße doch etwas geraubt worden, eben dieser Schlüssel! – Hm – ob Ihre Frau etwa an die Familienpapiere sich heranmachen will, die Ihre Mutter ihr stets vorenthalten hat?“

„Möglich, aber nicht wahrscheinlich, denn – welchen Vorteil bringen ihr die Papiere?!“

„Das ist allerdings richtig. – Na, darüber reden wir noch, wenn wir uns ausgeschlafen haben.“

Bruck war jetzt zu munter geworden, um sofort wieder in das Reich der Träume hinübergleiten zu können. Die Gedanken, die vielfachen Fragen, die ihn nun bestürmten, verscheuchten die Müdigkeit. Er grübelte und grübelte. Weshalb grade der Safeschlüssel?! Weshalb?!

Draußen wurde es heller und heller.

Bruck war jetzt leise aufgestanden und in die Beinkleider geschlüpft. Er sah ein, daß er doch keinen Schlaf mehr finden würde. Dann trat auch Otto Bröse ein, sagte: „Uns geht es einem wie dem andern: die Nacht ist für uns vorbei! Wir wollen uns ankleiden und Kaffee trinken.“ –

Der Kaffeetisch war gedeckt. Bruck hatte geduscht, hatte sich rasiert und fühlte sich wie neu geboren.

Mit einem Male schlug die Flurglocke an. – Bröse zog die Augenbrauen hoch, legte den Finger auf die Lippen und schlich an das Guckloch der Flurtür, kam sofort ins Herrenzimmer zurück.

„Polizei!“ flüsterte er.

Bruck verfärbte sich etwas.

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)