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Weib ließ vor Schreck den Unterkiefer sinken.

„Ich – ich?“ rief sie dann. „Was sollte ich wohl hier?! Wie kommen Sie –“

Krosta hatte sehr energisch abgewinkt. „Weshalb steht das Paneelsofa dort so weit von der Wand ab?“ fragte er fast drohend.

„Ich – ich habe reingemacht –“

„Und weshalb ist der Waschtisch hier so dicht an den Schreibtisch geklemmt, obwohl er vor der Tür sehr bequem Platz hätte?“

Die Gluck schwieg jetzt. Die Schielaugen waren auf den Teppich gerichtet.

„So – Sie werden nun gestatten müssen, daß ich Ihre Wohnräume durchsuche,“ fügte Krosta scharf hinzu. „Folgen Sie mir! Sie werden den Portier rufen, der Sie so lange bewachen wird. Oder – wollen Sie nicht lieber zugeben, daß Sie mit diesem Mieter, der sich zuweilen auch Moschler nennt –“

Der Schlag hatte noch besser gesessen. Die Gluck war zurückgefahren, stierte Krosta offenen Mundes an, bis sie merkte, daß sie sich verraten hatte.

Fahle Flecken erschienen auf den Wangen. Ein Zittern lief über ihre hagere Gestalt hin.

Dann – und für Krosta kam’s völlig überraschend – flog sie ihm an den Hals. Ihre dürren, knochigen Hände umklammerten seine Kehle, und mit einer Gewandtheit, die ihr vielleicht nur die Wut eingab, versetzte sie dem weit kleineren Manne mit dem hochgezogenen Knie einen solchen Stoß vor den Leib, daß

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)