Seite:Thomas Bruck, der Sträfling.pdf/8

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der an der Tür stand, lächelte gutmütig-mild. – Die Förmlichkeiten der Entlassung wurden dann ohne jedes überflüssige Wort erledigt.

Als der Direktor jetzt Bruck die während der Strafzeit erarbeiteten und ersparten 1385 Mark auf den Tisch zählte, machte Bruck eine entschiedene Handbewegung. „Ich lehne die Annahme ab,“ sagte er kurz. „Überweisen Sie das Geld irgend einer Wohltätigkeitsanstalt. Nichts – nichts soll mich mehr an diese acht verlorenen Jahre erinnern!“

„Und – wovon wollen Sie draußen Ihr Leben in den ersten Tagen fristen?!“ fragte der Direktor mit gütigem Vorwurf. „Bruck, seien Sie verständig! Sie –“

„Nochmals: ich lehne das Geld ab! Es bleibt dabei!“ –

Thomas Bruck durchschritt das Hauptportal des Zuchthauses. Dort vor ihm zwischen Wäldern und sprossenden Saaten lag das kleine Städtchen. Er warf nicht einen einzigen Blick auf die roten, hochragenden Gebäude der Strafanstalt zurück; er merkte nichts von dem Wehen des Frühlings ringsum, nichts von dem warmen Sonnenschein. Seine grauen Augen waren halb zugekniffen. Das Licht blendete ihn. Er stützte sich schwer auf den Spazierstock mit der silbernen Krücke, den er damals bei sich gehabt, als man ihn in dem Restaurant an der Havel verhaftet und im Auto nach Berlin gebracht hatte. Heute war er genau so gekleidet wie damals – genau so! Man hatte ihm seine Sachen zurückgeben müssen. Auch das war Vorschrift. – Vor einem Trödlerladen der kleinen Stadt blieb er

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)