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kurz, und man sieht ganz deutlich die drei goldenen Oberzähne –“

Alex Krosta wiederholte wie verträumt: „Kurze Oberlippe – drei obere Goldzähne. Wie bei Moschler in den Akten Salbing!“ Dann sagte er lauter: „Ich werde Frau Gluck wecken. Sie muß mir die Tür des Zimmers öffnen.“ –

Frau Gluck gehörte zu den nicht gerade seltenen Hausbesitzerinnen, die am sogenannten Beamtenkoller leiden. Der Empfang Krostas durch diese dürre Fünfzigerin war deshalb auch außerordentlich kühl, was Alex jedoch nicht störte.

Hier hatte er also kein Glück. Die Dürre blieb eisig. Krostas Fragen schien sie dem Inhalt nach nicht zu erfassen.

Krostas Galle schwoll. Aber er blieb liebenswürdig, wie die Gluck eisig blieb. – „Warte,“ dachte er, „ich werde Dir schon noch eine andere Tonart beibringen!“

„Mit wem verkehrt dieser Tompson?“ fragte er jetzt, immer noch mit der Gluck im Wohnungsflur stehend, wo eine Gaslyra brannte.

„Ich verbitte mir so unanständige Fragen!“ fuhr sie scheinbar empört auf. „Herrn Tompsons Liebschaften gehen mich nichts an!“

„Sie haben also bemerkt, daß er Damenbesuch empfing,“ sagte Krosta kühl. „Das stimmt mit unseren Beobachtungen überein. Haben Sie in dieser Nacht in Tompsons Zimmer besondere Geräusche gehört?“

„Ich bin etwas schwerhörig –“

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)