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ein alter Hausierer an mich herantrat und mir fünfhundert Mark bot, wenn ich ihn Kutscher meiner Droschke spielen ließ. Als Pfand für Pferd und Wagen reichte er mir seine Brieftasche und einen Umschlag mit ’ner Masse Tausendmarkscheine. Ich war einverstanden. Er zog meinen Rock an, setzte meinen Hut auf und ließ sich von mir noch Stücke von seinem grauweißen falschen Bart herauszupfen, weil ich eben ’nen dünneren Vollbart hatte. Na – sehr ähnlich war er mir auch so nicht. Ich ging dann ein Stück weg und sah, wie der Herr, der vorher Weib gewesen, von meinem Ersatzmann nun das Verdeck herunterklappen ließ und wie der Wagen wendete und nach der Invalidenstraße zu davonfuhr. Ich machte mich nun nach Hause, und ich gebe zu, daß ich aus Neugier mir dann den Inhalt der Brieftasche ansah und die Banknoten zählte. Es waren 49 000 Mark, und in der dicken Brieftasche befanden sich lauter Papiere, die auf den Namen Thomas Bruck – Rechtsanwalt Thomas Bruck – lauteten, darunter auch ein Formular, aus dem hervorging, daß dieser Bruck vorgestern aus dem Zuchthaus entlassen worden war –“

Krosta hüstelte triumphierend und sagte: „Nur weiter, Herr Kumst. – So gegen ein Uhr wurde dann die Droschke zurückgebracht, nicht wahr?“

„Ja, so ist’s. Zwei Leute brachten sie, einer mit ’n Monokel und der mit ’m falschen Bart. Er trug den Bart aber nicht mehr. Ich kriegte meine fünfhundert Mark, und dann schoben die beiden ab. Es war ’ne

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)