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Es dauerte eine Viertelstunde, bis sie Kumst herausgeklingelt hatten. Er ließ sich erst die Legitimationen der beiden Beamten zeigen und prüfte sie sehr genau. Dann bat er Feldt und Krosta in seine gute Stube und erklärte:

„Ich habe zwar zu schweigen versprochen, aber Ihnen gegenüber, meine Herren, darf ich das nicht. Das weiß ich sehr wohl. Die Sache war also folgendermaßen. – Ich kam gegen halb elf gestern abend leer durch die Invalidenstraße. Da wurde ich aus einem Auto, das soeben angehalten hatte, angerufen. Eine Dame mit dunklem Filzhut, schwarzem Schleier und hellem Mantel stieg aus dem Auto, bezahlte den Chauffeur und sagte mir dann, ich solle das Hinterverdeck meines Wagens hochschlagen. Sie gab mir sofort hundert Mark. Ich tat es, und sie befahl mir, immer vor dem Hause Nr. 204 im Schritt hin und her zu fahren, fünfzig Meter nach links, fünfzig Meter nach rechts. Da ahnte ich schon, daß sie wen beobachten wollte, der im blauen Affen weilte. – So war es auch. Nach gut Dreiviertelstunde mußte ich dann einem Herrn folgen, der einen Mantel überm Arm und einen blauen Jackettanzug trug, dazu einen derben Spazierstock. Aber – inzwischen war aus meiner Dame ein Herr geworden mit dickem schwarzen Schnurrbart. Der Herr stieg dann vor dem Aufgang zum Lehrter Stadtbahnhof aus, weil der Andere dort hineingegangen war, gab mir noch hundert Mark und sagte, ich solle warten. Kaum war er in der Halle verschwunden, als

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)