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Bruck trank einen langen Schluck Kaffee.

„Der Brief enthielt die Bitte, ihren Tod recht genau zu untersuchen, da sie dauernd in der Angst lebe, daß ich sie aus Eifersucht – umbringen wolle! – Ich kam vor die Geschworenen. Ich kann Ihnen hier nicht alles einzeln aufzählen, was dieses Weib vor ihrem „Tode“ an Kleinigkeiten vorbereitet hatte, damit der Staatsanwalt leichter die nötigen Schuldbeweise zusammenschmieden könnte. – Man bewilligte mir mildernde Umstände, weil inzwischen festgestellt worden war, daß Agathe in Wahrheit Chansonette gewesen und Emma Müller geheißen hatte, daß es ferner einen Mexikaner namens Braziano gar nicht gab und das Vorleben dieser Emma Müller, die mit Hilfe falscher Papiere meine Frau geworden, recht dunkle Punkte enthielt. So wanderte ich für acht Jahre ins Zuchthaus. Selbst meine Mutter glaubte an meine Schuld. Sie starb vor Gram. Sie hatte jetzt ja beide Söhne verloren, denn mein älterer Bruder Hans, ein recht leichtsinniger Mensch, war schon vor vier Jahren verschollen, nachdem er nach Südamerika ausgewandert war. – Ich behaupte, daß meine Frau, die eine so vorzügliche Schwimmerin und Taucherin gewesen, damals unter Wasser das nahe Ufer erreicht hat, im Schutze der Erlenzweige an Land gestiegen ist und mit Hilfe ihrer Freunde heimlich entweichen konnte. – So, Herr Bröse, jetzt wissen Sie den Hergang.“

Schniegel-Otto putzte nachdenklich sein Monokel, sagte leise:

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)