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Ausdrücken derart aus der Rolle fiel, daß ich immer mehr daran zweifelte, eine Dame vor mir zu haben. – Im Dezember 1913 geschah etwas Neues: ich merkte, daß Agathe heimlich mit jemand im Briefwechsel stand; ich fand auch zwei Briefe. Aber – sie enthielten nur Chifferschrift, nur Zahlen, mit Maschine geschrieben wie auch die Adresse –“

Bruck trank die Tasse leer.

„Agathe, von mir zur Rede gestellt, behauptete, sie korrespondiere mit einer Freundin. Dabei blieb sie; mehr sagte sie nicht. – In meiner inneren Zerrissenheit flüchtete ich zu meiner Mutter, suchte bei ihr Trost. Ich traf sie ganz verstört an. In der verflossenen Nacht hat man bei ihr einen Einbruch versucht. Die Diebe waren auch bis in das Schlafzimmer eingedrungen und hatten meine Mutter offenbar gewaltsam zur Herausgabe von Geld und Wertsachen zwingen wollen, mußten aber infolge des energischen Widerstandes und der gellenden Hilferufe der Überfallenen flüchten. Meine Mutter riet mir nun, mich von Agathe scheiden zu lassen. Ich war einverstanden. Daheim wußte Agathe mich dann aber aufs neue zu umgarnen, doch – mein Mißtrauen blieb rege. Anfang März beauftragte ich einen Privatdetektiv[1] mit der Beobachtung Agathes. Schon nach einer Woche wußte ich so, daß sie mit einem Herrn am 5. März ein Stelldichein im Hotel London am Bahnhof Friedrichstraße gehabt hatte. Jetzt sagte ich Agathe daheim diesen Besuch in jenem Hotel auf den Kopf zu. Sie erbleichte,

  1. Vorlage: Privatdektiv
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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)