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den Haß, der mir aus ihren Worten entgegenwehte, – denselben Haß, der sie heucheln ließ, bis – bis sie mich so weit hatte, wie es ihre Absicht gewesen: im Zuchthaus!“

Bröse ging weiter. „Das müssen Sie mir mal jenau erzählen, Herr Rechtsanwalt. Als Ihr Prozeß stattfand, saß ich ja im Knast. – He – Auto! – So, bitte einzusteijen. – Chauffeur, Borsigstraße 109 –“ –

Vor dem Kellerlokal „Vesuv“ war soeben erst eine Droschke vorgefahren. Das Auto hielt zwei Häuser weiter zurück. Bröse bezahlte schnell und lief auf die Droschke zu.

„Mensch, Franz, da biste ja! Und hast den Hafermotor gleich mitjebracht!“ begrüßte Schniegel-Otto den als Kutscher verkleideten Pinzke. „Hier – dies ist Herr Rechtsanwalt Doktor Thomas Bruck,“ – er sprach plötzlich ein tadelloses Hochdeutsch – „der mich seiner Zeit verteidigt hat – ohne jedes Honorar, wie Du weißt, obwohl mein Fall keinerlei Reklamewirkung hervorbringen konnte, also rein aus Berufsinteresse an der psychologischen Seite des Prozesses.“

Bruck war nicht im geringsten erstaunt über diese Fähigkeit Bröses, Sprache und Ausdrucksweise so vollständig zu ändern. Otto Bröse gehörte eben zu den zahllosen völlig entgleisten Gebildeten, hatte einst Medizin studiert und war infolge eines unausrottbaren Leichtsinns immer weiter auf die abschüssige Bahn gelangt.

Franz Pinzke, ein ganz anderes Gewächs aus dem

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)