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an Land gelangt, nachdem ihre Hilferufe die fünf Ruderer herbeigerufen hatten.

Bruck fühlte eisigen, klebrigen Schweiß auf Stirn und Händen. Die Angst zerfraß ihm die Seele. Nur nicht nochmals all die Qualen einer Untersuchungshaft durchmachen müssen! Nur nicht abermals –

Ah – im Flur ein Geräusch. Und jetzt – jetzt wurde an dem Schloß der Zimmertür gearbeitet.

Er hatte den Blick starr auf die Tür gerichtet.

Nun ging sie auf.

Es war Schniegel-Otto in Brucks Kleidern, den Paletot über dem Arm, den Stock in der Linken.

Er drückte die Tür zu, führte den Dietrich ins Schlüsselloch; der Riegel schnappte vor. – Dann wandte er sich an Bruck.

„Diese vafluchte Bande, Herr Rechtsanwalt! Na wir renken die Jeschichte wieder ein!“ Er warf Mantel und Stock auf das Sofa, knotete die Stricke auf, nahm Bruck den Knebel ab.

„Man soll nich sagen, wat der Sport so allens nützen tut,“ meinte er. „Ick bin wahrhaftig hinter den Droschkon im Tiergarten dreingetrabt, nachdem ick mein Auto am Großen Stern verlassen hatte. Ich ahnte ’ne Schweinerei! Und ich ahnte richtig! – So, ich helfe een bißken, Herr Rechtsanwalt. Die Pedale zittern noch. Nu man raus aus diese Bude –“

Um halb eins war’s, als sie Arm in Arm auf die Sickingenstraße hinaustraten. Sie schritten die Beusselstraße zu. Die Straße war völlig leer.

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)