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Schniegel-Ottos Hand umschloß die des Mannes, der ihn vor neun Jahren aus einer ekligen Geschichte vor der Strafkammer herausgehauen hatte, mit kräftigem Druck. „Kann ich irgendwie helfen, Herr Rechtsanwalt?“

„Ich brauche alles, was zum Verkleiden gehört,“ sagte Bruck leise.

„Jut – machen wir! Aber – eenen wohljemeinten Rat janz umsonst: stecken Sie det Jeld in die Innentasche der Weste, Herr Rechtsanwalt! Außer mir jibt’s noch mehr Taschendiebe in Berlin!“ Er grinste pfiffig. – „Soll ich die Sachen jleich holen, Herr Rechtsanwalt?“ fragte er dann.

„Bitte. Und noch eins, Herr Bröse: schaun Sie sich doch draußen mal nach einem Auto und einer Dame im hellen Mantel um, die vielleicht darin sitzt –“ –

Schniegel-Otto verließ die Kaschemme.

Mutter Kamlack trat wieder an Brucks Tisch heran. „Wie wär’s mit ’n Kalbsschnitzel, Herr Rechtsanwalt? Falls Ihre Portmaneeverhältnisse nicht janz in Ordnung sind: Sie haben Kredit!“

Bruck dankte und bestellte nur noch Zigaretten. „Ich bin wirklich satt, Mutter Kamlack. Ich weiß, Sie meinen’s gut,“ sagte er herzlich. „Ich möchte nachher nur in Ihrer Wohnung mich etwas verändern.“ –

Schniegel-Otto erschien bereits nach zehn Minuten. Er lehnte jede Bezahlung ab. Ein Auto oder eine Dame im hellen Mantel hatte er nicht bemerkt.

Nach einer weiteren halben Stunde trat ein gebückter

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)