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Und doch war Bruck überzeugt, daß er ständig beobachtet würde. – „Nur Geduld! Ich finde Dich!“ ermutigte er sich selbst. –

An der Gedächtniskirche sprang er dann aus dem Wagen, als dieser schon die Haltestelle verlassen hatte. Hier in der Tauentzienstraße war noch recht lebhafter Verkehr. Bruck verschwand hinter der nahen Plakatsäule und blickte der Straßenbahn nach. Wenn sofort nach ihm noch ein Fahrgast abgesprungen wäre, hätte er ihn bemerken müssen.

Bruck fühlte sich etwas bedrückt, weil schon die erste seiner Annahme falsch gewesen: er wurde nicht verfolgt!

Wie er so noch die Tauentzienstraße entlangsah und mit Augen und Verstand nach etwas Auffälligem forschte, gewahrte er ein dicht am Bürgersteig haltendes Auto, dessen Tür gerade von einer Dame zugeworfen wurde. Die Dame eilte jetzt zwischen den abendlichen Bummlern hindurch und auf die Plakatsäule zu.

Bruck ging weiter und lächelte zufrieden, überquerte die Straße und bog nachher in die Augsburger ein, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Wer wie er in Berlin groß geworden und dann hier noch vier Jahre als vielbeschäftigter Strafverteidiger gewirkt hatte, der kannte Berlin, der kannte auch die Art und Weise, wie man aus einem Verfolgten einen Verfolger machte und die Rollen also wechselte.

Er ging nach dem Kurfürstendamm zurück und winkte ein Auto herbei.

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)