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5. Kapitel.

Thomas Bruck verließ die Villa in gemächlichem Schritt wie ein harmloser Besucher. Haustür und Gartenpforte lehnte er hinter sich nur an. Für diese beiden Türen hatte er im Flur am Schlüsselbrett die passenden Schlüssel, die mit weißen Knochenschildchen versehen waren, herausgesucht – auch für später, denn vielleicht war es nötig, nochmals in die Villa einzudringen.

Bruck hielt Ulla Kresten für tot. Als er jetzt die Straße betrat und schnell nach rechts und links blickte, um festzustellen, ob irgend eine verdächtige Person in der Nähe sei, hatte er das Gefühl, daß bereits viele, viele Tage zwischen seiner Entlassung aus dem Zuchthaus und diesen Augenblick lägen, wo er nach diesen wechselvollen Erlebnissen mit einer doppelten Aufgabe in dem Strudel des Weltstadtgetriebes, scheinbar besorgt um die eigene Sicherheit, untertauchen wollte.

Ullas matt geflüsterte Anschuldigung gegen jenen Herbert Moschler und die Tatsache, daß der Mörder ein kleiner Mensch mit kurzem Vollbart gewesen, also sehr wahrscheinlich derselbe, den er neben jenem Auto bemerkt hatte, schließlich die noch wichtigere Tatsache, daß dieser Mann ihn gezwungen hatte, das Schlafzimmer als Durchgang zum Flur zu benutzen, indem er die beiden anderen Salontüren abgeschlossen hatte, – alles dies hatte in Brucks zu logischem Denken geschultem Geiste einen besonderen Verdacht wachgerufen.

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)