der Thomas Bruck vom Sofa jäh hochtrieb.
Ein Schrei aus weiblicher Kehle.
Ulla Kresten etwa?! –
Bruck hielt den Oberkörper lauschend und sprungbereit vorgeneigt.
Nichts mehr. Stille.
Brucks Sinneswerkzeuge wollten sich nicht das Geringste entgehen lassen. Er regte sich nicht; er war ganz wacher Argwohn.
Nichts mehr – minutenlang.
Sein Blick irrte von der weiß lackierten Tür rechts wieder zu den matten Scheiben zurück.
Da – der Schatten.
Und – der Schatten machte vor der Flügeltür halt.
Bruck schnellte sich vorwärts; er hatte das leise Geräusch eines im Türschloß sich drehenden Schlüssels gehört.
Seine Rechte packte den Drücker.
Der Schatten huschte in selben Moment nach links hinweg.
Und – die Tür war jetzt verschlossen – von außen verschlossen.
Bruck wandte sich sofort der anderen Tür zu, die den Salon mit dem Musikzimmer verband.
Auch versperrt – auch von außen verschlossen!
Was bedeutete das?! Was bedeutete der Schrei?!
Mit drei weiteren Sprüngen stand er vor der dritten Tür – vor der, die nach rechts führte. Und von hier – hinter dieser Tür war der Schrei erklungen.
Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)