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und die Ungezogenheit der übrigen Damen und Herren mich vergessen machte. Niemals habe ich daran geglaubt, daß Sie Ihre Gattin beseitigt haben könnten, deren Leiche ja bisher nicht einmal gefunden worden ist und über deren Vergangenheit durch den Prozeß –“ – Sie schwieg plötzlich. Sie hatte die jähe Veränderung seiner Züge bemerkt. – „Entschuldigen Sie,“ bat sie verlegen und scheu. „Es war taktlos von mir, dies zu erwähnen. Ich wollte Ihnen nur beweisen, daß ich die Prozeßberichte in den amerikanischen Zeitungen sehr genau verfolgt habe. Ich habe Sie sogar gegenüber meinem Bräutigam Jones Brooc wiederholt verteidigt, da er Ihre Angaben für ein –“ – Abermals brach sie mitten im Satz ab.

Thomas Bruck schaute zu ihr empor und reichte ihr beide Hände, in die sie nur zögernd und in einer rührend mädchenhaften Verwirrung die ihren legte.

„Fräulein Kresten,“ sagte Bruck nun, „es tut so sehr wohl, wenn man merkt, daß wenigstens ein Mensch, ein einziger Mensch auf dieser jämmerlichen Welt lebt, der mich für unschuldig hält! All meine Bekannten und Verwandten haben an mir gezweifelt. Meine Mutter ist vor Gram dahingesiecht – vor Gram und – Scham, daß ihr Kind, ihr verwöhnter Sohn aus blinder Eifersucht seine Frau – ertränkt hat! – Ich behaupte noch heute: meine Frau hat mich absichtlich als Mörder hinstellen wollen und ist entflohen! – Genug davon! Ich bin bereit, für Sie in der von Ihnen angedeuteten Weise tätig zu sein. Ich kann sehr gut mich

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)