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Herr Rechtsanwalt: mich trieb es geradezu hier nach Berlin! Eine immer wieder in mir auftauchende Ahnung, eine von Tag zu Tag deutlicher sich meldende innere Stimme flüsterte mir zu, daß ich Moschler gerade hier, wo ich Jones kennengelernt hatte, wieder begegnen und das Rätsel des Todes meines Bräutigams völlig aufklären würde. Ich habe mich hier dann an drei Detektivinstitute nacheinander gewandt, habe sehr viel Geld dafür ausgegeben und doch nichts erreicht. Ich sah schließlich ein, daß ich nur zum Ziele käme, wenn ich einen intelligenten Mann fände, der sich lediglich der Aufgabe widmen würde, die ich ihm stellen wollte: mich dauernd unbemerkt zu begleiten! – Lächeln Sie nicht über diese etwas romantischen Pläne eines früh gealterten Weibes, Herr Rechtsanwalt. –“

„Oh – ich lächele durchaus nicht! Ich finde Ihren Wunsch, Licht in diese fraglos recht dunkle Angelegenheit zu bringen, durchaus begreiflich. Ich weiß jetzt auch, weshalb Sie mich dort vor dem Schaufenster angesprochen haben: Sie wollten mich bitten, die Aufgabe zu übernehmen, die Sie soeben erwähnten. Leider kann ich hierauf nicht eingehen. Ich könnte es, wenn ich noch der Thomas Bruck von einst wäre. Ich bin es nicht mehr. An meinem Namen haftet ein schwerer Makel. Ich –“

„Ein Makel?!“ rief Ulla Kresten da. „Ein Makel?! – Für mich nicht. Für mich sind Sie derselbe gütige, heitere Doktor Bruck, der als einziger der Gäste der Baronin sich mit mir, der Gesellschafterin, beschäftigte

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)