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der in Wahrheit Moschler hieß und der sich mir nur genähert hätte, um –“

„Ich verstehe. – Drüben in Neuyork hatten Sie dann mehr Glück, Fräulein Kresten?“

„Nein – nein, kein Glück! Alles andere als das! Mr. Jones Brooc verlobte sich mit mir im Herbst 1914. Dann stellte sich heraus, daß ein entfernter Vetter meines Vaters – ich war ja schon mit vierzehn Jahren Waise geworden – vor zwei Jahren in Los Angeles als reicher Mann gestorben und sein Vermögen seinen Verwandten hinterlassen hatte. Ich erhielt einen Teil des Geldes, gegen 120 000 Dollar. Jones und ich wollten Februar 1915 heiraten. Kurz vor der Hochzeit aber ist Jones dann spurlos in Neuyork verschwunden. Wahrscheinlich ist er ermordet und beraubt worden. Er wollte gerade für mich 28 000 Dollar auf die Bank tragen. Im Fahrstuhl der Bank fand man seinen blutbefleckten Hut, und es wurde festgestellt, daß ein Auto zu der betreffenden Zeit einen angeblich plötzlich Erkrankten weggeschafft hatte. Mehr konnte nicht ermittelt werden. Ich habe Jones nicht gerade sehr innig geliebt. Dennoch traf mich dieser Schlag aus anderen Gründen so vernichtend, daß ich monatelang an schwerem Nervenfieber daniederlag. Der Krieg verhinderte meine Rückkehr nach Deutschland. Mir gefiel es drüben nicht mehr. Erst 1920 kam ich hier nach Berlin. Mit meinem Dollarvermögen war ich jetzt in Deutschland reich. Ich wollte nicht etwa die deutsche Not durch die Kaufkraft des Dollars noch vergrößern.

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)