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Ulla stand in der Mitte des Zimmers und hatte die Linke leicht auf die Platte des achteckigen Tischchens gestützt. Auch ihr erging es jetzt genau so wie der Zofe: sie starrte den Herrn, dessen blauer Jackenanzug trotz der Knüllen den ersten Schneider verriet, wie entgeistert an.

Er verbeugte sich.

„Haben Sie mich jetzt erkannt, Fräulein Kresten? – Ich bin tatsächlich der frühere Rechtsanwalt Doktor juris Thomas Bruck, der – angebliche Mörder seiner Frau!“

„Welcher Zufall! Welch seltsames Zusammentreffen!“ flüsterte sie, noch ganz fassungslos, und streckte ihm die Hand hin. „Sprechen Sie bitte leise,“ fügte sie ebenfalls mit stark gedämpfter Stimme hinzu. „Miß Steep ist im Theater. Meine Köchin und die Zofe habe ich für den Rest des Abends beurlaubt; sie werden sofort das Haus verlassen. Dann brauchen wir keine Lauscher zu fürchten. Dienstboten sind stets neugierig, und sowohl Frau Volker als auch Anita habe ich bisher auf ihre Zuverlässigkeit nicht prüfen können. Ich wohne hier erst vierzehn Tage –“

Thomas Bruck hatte ihre Hand kräftig gedrückt.

„In der Tat – ein seltsamer Zufall!“ meinte er leise. „Sie kennen doch die Geschichte meiner Verurteilung, nicht wahr?“ fragte er dann, indem sein jetzt leicht gerötetes Gesicht sich verfinsterte.

„Ich las den Prozeß in einer amerikanischen Zeitung gleich nach meiner Übersiedelung nach Neuyork im

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)