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nicht fremd, rief in ihm irgend eine Erinnerung wach – woran nur – woran?! –

Auf der geräumigen Diele half ihm eine Zofe mit weißem Häubchen aus dem Überzieher und führte ihn in ein modern eingerichtetes Speisezimmer. Ulla hatte sich für ein paar Minuten entschuldigt.

Er nahm am Fenster in einem kleinen Damenklubsessel Platz. Er war jetzt allein und musterte das Zimmer, die Möbel, die Bilder, bis sein Blick auf einer eingerahmten Gruppenaufnahme haften blieb, die auf dem Paneelbrett über dem Klubsofa stand. Er erhob sich, ging über den roten Afghanteppich zögernd auf das Sofa zu und nahm das Bild in die Hand.

Etwa ein Dutzend Personen, Herren und Damen, saßen auf der Freitreppe einer großen Villa. Nur eine einzelne Dame, ein dunkelhaariges junges Mädchen mit großen Augen, lehnte mehr im Hintergrunde an der mit Rankengewächsen gefüllten Steinschale, die das Steingeländer der Treppe oben verzierte.

„Ah – Ulla Kresten!“ murmelte der Mann, und stellte das Bild wieder auf das Paneelbrett zurück. „Ulla Kresten, die damals der Baronin das Diadem –“

Seine Gedanken erhielten eine andere Richtung. Die Tür hatte sich geöffnet, und eine rundliche, ältere Frau war mit einem voll besetzten Teebrett eingetreten.

„Unser Fräulein läßt bitten zuzulangen,“ sagte die Köchin Minna Volker freundlich.

Im Nu hatte sie den Tisch gedeckt und auch eine Flasche Rotwein neben all die köstlichen Leckerbissen gestellt.

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)