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verzogen; seine Augen feindselig und fast herausfordernd.

„Ich darf nun wohl auf den Ball drücken, damit der Chauffeur hält,“ fügte er ironisch hinzu. „Ein Mann, der acht Jahre Zuchthaus hinter sich hat, ist als Begleiter einer Dame nicht recht geeignet, wenn –“

„Sie irren sich,“ erklärte Ulla Kresten ruhig. „Vielleicht freue ich mich jetzt sogar noch mehr, daß ein Zufall uns zusammengeführt hat.“

„Das wäre seltsam,“ meinte er erstaunt. Und dieses Erstaunen war völlig echt. Er begriff diese Frau immer weniger. Dann aber ein jäher Gedanke. Und er richtete sich höher auf, sagte schneidend:

„Verlangen Sie von mir nichts, das mich mit den Gesetzen in Konflikt bringen könnte! Wenn ich auch auf einer Bank im Tiergarten genächtigt und seit gestern abend nichts mehr genossen habe, so würde ich doch –“

„Keine Sorge! Warten Sie bitte ab.“ Und Ulla Kresten lehnte sich in die Polsterecke des Autos zurück und spielte mit dem Schloß ihrer goldenen Handtasche, drückte es auf, knipste es zu und sann darüber nach, was dieser Mann wohl begangen haben könne, der doch so gar nicht den Eindruck eines Verbrechers machte. Das Auto glitt jetzt an der Gedächtniskirche vorüber und bog in den Kurfürstendamm ein.

Der Mann neben Ulla wurde aufmerksam, schaute sich verwundert um und fragte unvermittelt:

„Was haben Sie dem Chauffeur noch zugeflüstert? Was

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)