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überzeugt, Sie haben herausgefühlt, weshalb ich dort vor dem Schaufenster so versunken in den Anblick all der Herrlichkeiten dastand.“

„Sie – haben Hunger,“ meinte sie leiser, und er hörte sehr wohl das Mitleid heraus, das ihre Stimme weicher färbte.

„Auch das trifft zu.“

„Kommen Sie,“ erklärte sie sofort lebhafter.

Er blieb wieder neben ihr.

Längst hatte sich in ihm die Neugier geregt, was diese Frau, von der er hinter dem dichten Schleier[1] nur ein Paar lebhafte große Augen schimmern sah, wohl von ihm zu erbitten hätte.

Sie winkte dann ein Auto herbei und rief dem Chauffeur den Namen eines bekannten Bierpalastes in der Friedrichstraße zu, fügte aber leiser noch etwas anderes hinzu.

Der Kraftwagen wand sich durch den lebhaften Verkehr des Nollendorfplatzes.

„Sie sind noch nicht lange in Berlin?“ fragte Ulla Kresten nun.

„Nein. Erst seit gestern abend.“

„Woher kamen Sie? – Es liegt bei mir wirklich keine müßige Neugier vor –“

„Aus dem – Zuchthaus!“ sagte er schroff. Und er dachte gleichzeitig: „So – nun wird sie sich schnell und verlegen verabschieden!“

Ulla Kresten blickte ihn von der Seite an. Auch er wandte den Kopf. Seine Mundwinkel waren höhnisch

  1. Vorlage: Scheier
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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)