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ich von Ihnen nicht falsch eingeschätzt werde, weil mein Verhalten immerhin etwas eigentümlich ist, brauche ich wohl kaum zu fürchten. Hielte ich Sie nicht für einen Gentleman, würde ich Sie nicht angesprochen haben.“

Der Unbekannte verbeugte sich abermals. „Ich bitte, von dem Besuch eines Restaurants absehen zu wollen,“ sagte er mit kaum merklicher Verlegenheit. „Es genügt wohl, wenn wir –“

Ulla Kresten hatte zustimmend genickt und schritt langsam weiter. Der Mann blieb an ihrer linken Seite. Schweigend legten sie den Weg bis zu einer menschenleeren Nebenstraße zurück.

Hier begann die Verschleierte, indem sie stehen blieb und einen forschenden Blick nach rückwärts warf:

„Mein Herr, in meiner Lage ist Offenheit – gegenseitige Offenheit unbedingt nötig. Darf ich erfahren, wer Sie sind?“

Er zögerte erst. Dann entgegnete er etwas ablehnend: „Mein Name tut nichts zur Sache. Jedenfalls bin ich vor mir selbst bisher noch das, wofür Sie mich hielten, als Sie mich einer Anrede würdigten, meine Gnädige, obwohl die Menschheit –“

„Noch das! Noch das!“ wiederholte sie, ihn unterbrechend. „Bisher noch das! – Mein Herr – ohne alle Phrasen: Sie befinden sich in bedrängten Verhältnissen, Sie sind – mittellos!“

„Ja!“ sagte er hart und klar. „Vollkommen mittellos. Ich scheue mich nicht, dies einzugestehen. Ich bin

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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)