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Nachher hatte er 25 Mark zu zahlen.

Er schaute den Bahnhofswirt ungläubig an.

„Fünfundzwanzig Mark?! Wohl ein Irrtum,“ meinte er.

Es war kein Irrtum. Da merkte Bruck, daß der Trödler ihn betrogen hatte. Er lächelte nur verächtlich.

„Die Welt empfängt mich, wie sie mich hineinschickte in die roten Mauern: als Betrügerin!“ dachte er.

Der Rest des Geldes reichte gerade noch für eine Fahrkarte vierter Klasse bis Berlin.

So fuhr Thomas Bruck dem neu gewonnenen Leben entgegen. Neben ihm im Abteil Vierter saß ein älterer Herr mit Schmissen. Sie kamen ins Gespräch. Der alte Herr stellte sich nachher als pensionierter Oberregierungsrat vor. Bruck hatte kein Hehl daraus gemacht, daß er aus dem Zuchthaus käme. – Der Oberregierungsrat hatte nur schmerzlich gelächelt, als Bruck sich wunderte, daß das Publikum in der vierten Wagenklasse so viel „feiner“ geworden.

Und abermals ging da in Thomas Bruck die dunkle Ahnung auf, daß die Welt jetzt doch wohl noch ganz, ganz anders sei, als die Zellengefangenen sich dies durch Klopftöne in ihren schlaflosen Nächten durch die Mauern zutelegraphiert hatten.


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Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)