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Sieser Schaz! Dengst du noch an disse Stunden, wo mir ein Rantewuh im Kindlkeler gehabt haben und darnach waren wir beim Toniesel, wo mir uns so herlich amusirt haben, aber sieser Schaz dafor waren wir wo anderst, Du weist es schon, wo insre Hertzen glühend sich gefunden haben, und du hast meine Unschuhld geraupt.

Oh, wie habe ich mich geschträubt for Deinen Ungestiem aber es war fergebens, denn Du warst gans ungestiem und ich glaube, das ich bin honmechtig geworden und aber wie ich erwachde, bin ich nichd mer in Besieze meines kosbarsten, was ein Mätchen hat gewesen sondern Du hast es gestolen, sieser Schaz mit Deinem Ungestiem.

Oh, wie habe ich geweint und gefluhcht ieber meine enschwundene Mätchenbliethe, wo man nur einmal zum fergeben hat und sie war jez fort. Ich habe gedenken miessen an meine Famillje, wo mich ungeratenes Geschäpf ferstoßen mus, weil ich die ganse Famillje beschimbft habe und entärt habe durch dissen leichsinn, der mich in deine Umarmung gefiert had, wo es kein Entrienen nichd mer gibt, sondern es war um mich geschähen.

Meine Mutter wird mich fragen mit gebrochener Schtimme, wo ist er?

Und ich mus fragen wer?

Der wo dir dein Heiligtuhm genohmen had und deine Mätchenbliethe zerschtärt?

Und ich mus sagen, leider er ist ein ferhairadeder