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 Junge Erzieherinnen, die keine Erfahrung haben, sind beim Geschäft der Erziehung immer gleich mit Strafen bei der Hand. Die Erfahrung weiß, daß man der Strafe nicht ganz entbehren kann, aber sie muß mit viel Überlegung und immer so gehandhabt werden, daß das Kind die tiefe Liebe durchmerkt. Eine Strafe, mit kaltem Herzen verhängt, reizt zum Zorn, und das verbietet das göttliche Wort.


 Auch besteht eine Hauptweisheit der Erziehung darin, vor Unarten zu bewahren. Die geschickte Hand, das verständige Wort, das liebreiche Herz der Erzieherin kann gar manchen Ausbruch von Ungezogenheit abwenden.


 An Kindern arbeiten ist doch eigentlich der süßeste Dienst. Kinder sind etwas Entzückendes in der Welt, und du kannst täglich Studien darüber machen, warum wir werden sollen wie die Kinder.


 Es überwältigt mich oft der Gedanke, was für eine Last und Sorge und Verantwortung auf unsern Oberschwestern liegt. Von ihnen geht der Ton im Hause aus. Die Oberschwester hat eine bestimmende Macht. Herr Rektor Meyer hat einmal gesagt: „Wer unserm Hause etwas Gutes tun will, bete um rechte Oberschwestern.“ Gott hat das Gebet nicht unerhört gelassen, und wenn ich die späteren Zeiten mit den früheren vergleiche, muß ich Gott für vieles danken. Aber es muß noch vieles besser werden, und ich fordere die ganze Genossenschaft auf, daß sie die Bitte vor den Herrn bringe, Er möchte uns immer leiten, daß wir die rechten Persönlichkeiten auf die rechten Posten setzen. Ich darf sagen, daß ich das oft in des Herrn Jesu Hände lege. Wie müßte die Stellenbesetzung einen Menschen bedrücken, wenn er nicht wüßte, daß Gott alles in die Hand nimmt!


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: So wir im Lichte wandeln. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1959, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_So_wir_im_Lichte_wandeln.pdf/38&oldid=- (Version vom 22.8.2016)