Es ist ein Unterschied zwischen den jetzigen Zeiten und den früheren. Früher war mehr das Verlangen, die eigene Seele zu retten und zu bergen, ausschlaggebend bei der Entscheidung für den Eintritt ins Mutterhaus. Jetzt dagegen will man arbeiten. Man hat es früher auch gewollt, aber jetzt tritt es viel mehr in den Vordergrund. Daß diese Unterschiede ausgeglichen werden, kommt mir als das größte Problem vor. Es ist gut, daß so viel geleistet wird, denn es ist jetzt eine neue Zeit auch für die Diakonie gekommen; aber die Gefahr ist, daß die Arbeit die Sorge um das ewige Heil überwuchert. Daß nur nicht den Einzelnen Abbruch an der eigenen Seele geschieht vor lauter Sorge um die Arbeit!
Es soll uns ein heiliges Anliegen sein, die großen Gedanken zu pflegen, damit die kleinlichen Dinge von selbst schwinden.
Wir wollen nicht wanken und weichen von dem, was unsere Väter froh und frei gemacht hat, und wollen uns hüten, im Außerordentlichen ein Genüge zu finden. Das, was Gott uns als einfache Pflicht auferlegt, wollen wir treulich tun, dahinein unsere Liebe legen und in beständigem Gebetsumgang mit unserm Herrn leben.
Wir müssen Gott dienen in dem, was Er uns zunächst in die Hände gibt, in der Arbeit, die vor uns liegt; es ist immer Betrug der Sünde, wenn wir mit dem Flug der Seele hoch hinaus wollen.
Es ist den Mutterhäusern eine Aufgabe ganz besonderer Art gestellt: die Zusammenfassung verschiedenster Elemente, die bei ihrem Eintritt auf die verschiedensten Lebensführungen zurückblicken. Sie sollen nun alle durch
Therese Stählin: So wir im Lichte wandeln. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1959, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_So_wir_im_Lichte_wandeln.pdf/31&oldid=- (Version vom 22.8.2016)