Nur der stille Umgang mit Gott und Seinem heiligen Wort bewahrt uns vor gemeinem, gewöhnlichem Leben, wenn wir uns nicht immer neues Feuer, neues Leben vom Himmel holen, entziehen wir uns so leicht der Zucht Seines Geistes und geben unvermerkt dem natürlichen Menschen Raum.
Ich möchte so gerne, daß es gang und gäbe bei uns wäre, das Wort Gottes gemeinsam zu betrachten. Das würde viel unnützes und böses Geschwätz abschneiden.
Das Lesen und Betrachten des göttlichen Wortes kann nicht genug betont werden. Einsames und gemeinsames Studium der heiligen Schrift, spezielle Anleitung hierfür, das dürften sonderlich gesegnete Aufgaben in unseren Häusern sein.
Das Wort des Herrn ist derart, daß beim Hören desselben eine Entscheidung eintreten muß, entweder ein Hingeben an den Herrn oder ein Abwenden von ihm.
Es besteht für Christen, die lange und viel mit Gottes Wort umgehen, die Gefahr, daß sie des Schalles gewohnt und gegen die Gewalt des Wortes abgestumpft werden. Das widerfahre uns nur ja nicht! Der heilige Geist bewahre uns davor! Eine Hilfe dagegen möchte das Doppelte sein: zum ersten, wenn wir über das Wort Gottes und seine Einzelheiten fleißig meditieren, zum andern, wenn wir in unsern Seelen eine Verwunderung über Gottes Tun unter den Menschenkindern erwecken. Ja, wir müssen uns wundern lernen über das, was geschrieben steht, über das, was Gott getan hat und was Er noch tut. Nur keine Gleichgültigkeit und Stumpfheit!
Therese Stählin: So wir im Lichte wandeln. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1959, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_So_wir_im_Lichte_wandeln.pdf/10&oldid=- (Version vom 22.8.2016)