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An die Mutter.
Neuendettelsau, den 2. April 1857

 Liebe, gute Mutter, ...denken Sie nur, nächsten Sonntag, so Gott will, soll meine Aussegnung sein. Herr Pfarrer hat mir noch kein Wort davon gesagt, aber Fräulein Rehm hat es mir als Konferenzbeschluß des vorigen Dienstags mitgeteilt. Ich soll als Klassenlehrerin an der unteren Mädchenschule bleiben. Ich schreibe Ihnen hauptsächlich nur deshalb, damit Sie und die Geschwister doch ja am Sonntagabend mein gedenken und für mich beten. Nicht wahr, Sie tun es gewiß. Ich bin freilich eine junge, untüchtige Diakonissin, aber der Herr gibt gerade den Schwächsten am meisten Kraft. Und ich preise Ihn, daß Er mich so früh zum Ziele meiner Wünsche führt. Ach, freilich hätte ich es sehr gerne, daß Sie oder sonst jemand von den Unserigen zugegen wären, aber es kann nun eben nicht sein. ...Unsere Prüfungsangst ist groß; denken Sie nur, wir Lehrerinnen müssen nicht nur in unserer Schule prüfen, sondern auch die Gegenstände, die Herr Pfarrer uns liefert.

Ihre Therese.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/62&oldid=- (Version vom 24.10.2016)