Ein frohes Lächeln machte Erichs einfache Züge bei diesen Worten noch um Vieles heiterer. Ja, Bruder Reinhardt, sagte er, diesem noch einmal seine Hand reichend, ich habe aber auch seitdem das große Loos gezogen; da weißt es ja. Dann rieb er sich die Hände und rief vergnügt: Das wird eine Ueberraschung! Den erwartet sie nicht, in alle Ewigkeiten nicht!
Eine Ueberraschung? fragte Reinhardt. Für wen denn?
Für Elisabeth.
Elisabeth! Du hast ihr nicht von meinem Besuch gesagt?
Kein Wort, Bruder Reinhardt; sie denkt nicht an dich, die Mutter auch nicht. Ich hab’ dich ganz im Geheim verschrieben, damit die Freude desto größer sei. Du weißt, ich hatte immer so meine stillen Plänchen.
Reinhardt wurde nachdenklich; der Athem schien ihm schwer zu werden, je näher sie dem Hofe kamen. An der linken Seite des Weges hörten nun auch die Weingärten auf und machten einem weitläuftigen Küchengarten Platz, der sich bis fast an das Ufer des Sees hinabzog. Der Storch hatte sich mittlerweile niedergelassen, und spazierte gravitätisch zwischen den Gemüsebeeten umher. Holla! rief Erich in die Hände klatschend, stiehlt mir der hochbeinichte Aegypter schon
Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/85&oldid=- (Version vom 1.8.2018)