hat ihn heut Mittag für Elisabeth von seinem Hofe hereingeschickt.
Von welchem Hofe?
Das wissen Sie nicht?
Was denn?
Daß Erich seit einem Monat den zweiten Hof seines Vaters am Immensee angetreten hat?
Aber Sie haben mir kein Wort davon gesagt.
Ei, sagte die Mutter, Sie haben sich auch noch mit keinem Worte nach Ihrem Freunde erkundigt. Er ist ein gar lieber, verständiger junger Mann.
Die Mutter ging hinaus, um den Kaffee zu besorgen; Elisabeth hatte Reinhardt den Rücken zugewandt und war noch mit dem Bau ihrer kleinen Laube beschäftigt. Bitte, nur ein kleines Weilchen; sagte sie, gleich bin ich fertig. — Da Reinhardt wider seine Gewohnheit nicht antwortete, so wandte sie sich um. In seinen Augen lag ein plötzlicher Ausdruck von Kummer, den sie nie darin gewahrt hatte. Was fehlt dir, Reinhardt? fragte sie, indem sie nahe zu ihm trat.
Mir? sagte er gedankenlos und ließ seine Augen träumerisch in den ihren ruhen.
Du siehst so traurig aus.
Elisabeth, sagte er, ich kann den gelben Vogel nicht leiden.
Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)