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Reinhardt sprang mit dem Glase in der Hand auf, und stellte sich vor sie. Was willst du? fragte sie trotzig.

Deine Augen sehn.

Was gehn dich meine Augen an?

Reinhardt sah funkelnd auf sie nieder. Ich weiß wohl, sie sind falsch! — Sie legte ihre Wange in die flache Hand, und sah ihn lauernd an. Reinhardt hob sein Glas an den Mund. Auf deine schönen, sündhaften Augen! sagte er, und trank.

Sie lachte, und warf den Kopf herum. Gieb! sagte sie; und indem sie ihre schwarzen Augen in die seinen heftete, trank sie langsam den Rest. Dann griff sie einen Dreiklang und sang mit tiefer leidenschaftlicher Stimme:


Heute, nur heute
Bin ich so schön;
Morgen, ach morgen
Muß Alles vergehn!
Nur diese Stunde
Bist du noch mein;
Sterben, ach sterben
Soll ich allein. —

Während der Geigenspieler in raschem Tempo das Nachspiel einsetzte, gesellte sich ein neuer Ankömmling zu der Gruppe.

Ich wollte dich abholen, Reinhardt; sagte er. Du warst schon fort; aber das Christkind war bei dir eingekehrt.

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Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)