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rothen Zungen aus; dann schauderte der Mann und meinte, daß der Morgen komme. Da warf es um ihn her auf einmal einen hellen Schein, und als er aufsah, stand ein Engel vor ihm. Der winkte ihm mit der Hand und ging dann gerade in die Felsen hinein.

Elisabeth hatte aufmerksam zugehört. Ein Engel? sagte sie: Hatte er denn Flügel?

Es ist nur so eine Geschichte; antwortete Reinhardt; es giebt ja gar keine Engel.

O pfui, Reinhardt! sagte sie und sah ihm starr ins Gesicht. Als er sie aber finster anblickte, fragte sie ihn zweifelnd: Warum sagen sie es denn immer? Mutter und Tante und auch in der Schule?

Das weiß ich nicht; antwortete er, aber es giebt doch keine.

Aber du, sagte Elisabeth, giebt es denn auch keine Löwen?

Löwen? Ob es Löwen giebt! In Indien; da spannen die Götzenpriester sie vor den Wagen und fahren mit ihnen durch die Wüste. Wenn ich groß bin, will ich einmal selber hin. Da ist es viel tausendmal schöner als hier bei uns; da giebt es gar keinen Winter. Du mußt auch mit mir. Willst du? Ja, sagte Elisabeth; aber Mutter muß dann auch mit, und deine Mutter auch.

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Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)