nieste drei Mal. Alles mit Maaßen! und damit putzte er seine Laterne aus und alle Sterne machten die Augen zu. Da wurde es im ganzen Himmel auf einmal so dunkel, daß man es ordentlich mit Händen greifen konnte. Leuchte, alter Mond, leuchte! schrie der kleine Häwelmann; aber der Mond war nirgends zu sehen, und auch die Sterne nicht; sie waren schon alle zu Bett gegangen. Da fürchtete der kleine Häwelmann sich sehr, daß er so allein im Himmel sei. Er nahm seine Hemdzipfelchen in die Hände und blies die Backen auf; aber er wußte weder aus noch ein, er fuhr hin und her, kreuz und quer, und Niemand sah ihn fahren, weder die Menschen noch die Thiere, noch auch die lieben Sterne. Da guckte endlich unten, ganz unten am Himmelsrande ein rothes rundes Gesicht zu ihm herauf, und der kleine Häwelmann meinte, der Mond sei wieder aufgegangen. Leuchte, alter Mond, leuchte! rief er, und dann blies er wieder die Backen auf, und fuhr quer durch den ganzen Himmel und grade darauf los. Es war aber die Sonne, die eben aus dem Meere herauf kam. Junge, rief sie und sah ihm mit ihren glühenden Augen ins Gesicht, was machst du hier in meinem Himmel! Und eins, zwei, drei! nahm sie den kleinen Häwelmann und warf ihn mitten in das große Wasser. Da konnte er schwimmen lernen.
Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)