Als er dreimal die Reise gemacht hatte, guckte der Mond ihm auf einmal ins Gesicht. Junge, sagte er, hast du noch nicht genug? Nein, schrie Häwelmann, mehr, mehr! Mach mir die Thür auf! Ich will durch die Stadt fahren; alle Menschen sollen mich fahren sehen. Das kann ich nicht, sagte der gute Mond; aber er ließ einen langen Strahl durch das Schlüsselloch fallen, und darauf fuhr der kleine Häwelmann zum Hause hinaus. Es war eigentlich ein großes Glück für ihn, daß er noch ein so ganz kleiner Junge war; sonst hätte er in dem engen Schlüsselloch doch gar zu leicht zu Schaden kommen können.
Auf der Straße war es ganz still und einsam; die langen Häuser standen im hellen Mondschein und glotzten mit ihren schwarzen Fenstern recht dumm in die Stadt hinaus; aber die Menschen waren nirgends zu sehen. Es rasselte recht, als der kleine Häwelmann in seinem Rollenbette über das Straßenpflaster fuhr, und der gute Mond ging immer neben ihm und leuchtete. So fuhren sie Straßen aus, Straßen ein; aber die Menschen waren nirgends zu sehen. Als sie bei der Kirche vorbeikamen, da krähte auf einmal der große goldene Hahn auf dem Glockenthurme. Da hielten sie still. Was machst du da? rief der kleine Häwelmann hinauf. Ich krähe zum ersten Mal! rief der goldene
Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)