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und verwusch die Ecken; an Sommerabenden liefen die Kinder darüber weg; endlich wurde es Winter, und nun fiel der Schnee darauf, dichter und dichter, bis es ganz verschwunden war. - Aber der Winter blieb nicht; es wurde wieder Frühling, es wurde Sommer; auf den andern Gräbern brachen die Schneeglöckchen aus der Erde, das Immergrün blühte, die Rosen trieben große Knospen; nun hatte auch hier das Grab sich überwachsen, erst ein feines Grün, Gras und Marienblatt, dann schossen rothe Nesseln auf, Disteln und Farrenkraut und anderes Gewächs, was die Menschen Unkraut nennen; und an warmen Sommermittagen war es voll von Grillengesang. - Dann wieder eines Morgens waren alle Disteln und alles Unkraut verschwunden, und nur das schöne Gras war noch da; wieder einige Tage später stand an dem einen Ende ein schlichtes schwarzes Kreuz; endlich war an der Rückseite des Kreuzes, vom Wege abgekehrt, ein Mädchenname eingeschnitten, mit kleinen Buchstaben, ohne Färbung, nur in der Nähe bemerkbar. -

Es war Nacht geworden. In der Stadt waren die Fenster dunkel, es schlief schon Alles; nur oben in dem hohen Zimmer eines großen Hauses wachte noch ein junger Mann. Er hatte die Kerzen ausgethan und saß mit geschlossenen Augen in einem Lehnsessel, lautlos

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Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/121&oldid=- (Version vom 1.8.2018)