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Posthuma.

Ein Grabgeleite betrat den Kirchhof; ein schmaler Sarg, ein Blumenkranz daraus, sechs Träger und zwei Folger. Es war stille Sommerfrühe, der größte Theil des Kirchhofes lag noch in feuchtem Schatten; nur an dem Rande einer frischen Grube war die ausgeworfene Erde schon von der Sonne angeschienen. Hier sank der Sarg hinab; die Männer nahmen die Hüte herunter, neigten einige Augenblicke den Kopf hinein, und gingen dann plaudernd ihren Weg zurück, dem Todtengräber den Rest überlastend. - Bald war die Erde aufgeschüttet; und es wurde wieder Stille, einsamer Sonnenschein; nur die Schatten der Kreuze und Gedenktafeln, der Urnen und Obelisken rückten unmerklich über den Rasen.

Das Grab war in dem Viertel der Armen, wo keine Steine auf den Gräbern liegen; erst ein niedriger Sandhügel; dann kam der Wind und wehte den losen Staub in den Weg; dann fiel der Regen vom Himmel

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Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)