wäre nur Futter vor die Eigen-Liebe: Aber, das lasse der HERR ferne von mir seyn. Und weilen schon gar viel fromme Hertzen von diesem Räuber überfallen, wordurch sie verlohren, waß sie durch die Gnade GOttes erarbeitet hatten. Ja selbst der weise Salomon, der seines gleichen nicht hatte in Weisheit, Reichthum, Ehr und Herrlichkeit, welches er alles von GOtt erlangete durchs Gebät, und noch mehr als er gebeten. Summa: er war durch Göttliche Erleuchtung in Erkäntniß, Weisheit und Verstand dermassen hoch kommen, das seines gleichen nicht war, er grünete wie die Bäume an den Wasser-Bächen. Von seiner Weisheit, und was er dadurch gewürcket, findet sich nach der Länge zu lesen im 1 Buch der Kön. vom 3ten biß zu Ende des 10ten Capitels. Jedoch nachdem sich Salomo durch die Eigenliebe überwinden hat lassen, so ist zwar dieser schöne Baum annoch in Ehre und Herrlichkeit da gestanden: aber die Eigenliebe hat durch ihre Bruth so viel Raupen-Nester ausgebrüthet, daß viele von Salomonis ersten Früchten dadurch sind welck worden, welches GOtt übel gefallen, als zu lesen 1 B. der Könige im 11 Cap.
Dieses ist in allen meinen Verrichtungen und Uebungen mit der Jugend, das schwereste Gewicht welches mir auf dem Hertzen liegt, und alles überwieget was sichtbar ist, es habe Namen wie es wolle: nemlich, wie ich meine Haußhaltung regieren und führen möge, daß ich dermaleins aus Gnaden ein gut Zeugniß und Attestatum erlangen möge, von dem grossen Hirten der Schaafe, welcher mit in die 26 Jahr lang die jungen Lämmergen vertraut, wiewohl sie mir schon 36 Jahr anvertrauet, durch einen Beruff den niemand besser weiß als ich; weilen ich aber hier zu Land diesen Beruf zehen Jahr beyseit gesetzet, worüber ich auch in währender Zeit die strafende Hand GOttes gefühlet, die mir doch GOtt sey Danck bißher zum besten gedienet; der HErr wolle es in Gnaden übersehen was ich in solcher Zeit versäumet an der Jugend.
Was nun ferner das an mich verlangte Begehren betrifft, so stehe ich hierinnen wie in einem tieffen Thal, wo ein hohes Gebürge vorlieget, welches ich besteigen soll, so, daß ich meiner Seits viel lieber in diesem Thal, in der Einsamkeit, die wenige Tage des Lebens zubringen wolte, wans nach GOttes Willen geschehen könte; als diesen Berg zu steigen. Ich hoffe, der Freund wird mich begreiffen können. Weilen ich aber den Freund in seinem Schreiben so vermercke, daß es ihm überhaupt in dieser Sache um
Christopher Dock: The Life and Works of Christopher Dock. J. B. Lippincott Co., Philadelphia & London 1908, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:The_Life_and_Works_of_Christopher_Dock.djvu/49&oldid=- (Version vom 6.1.2019)