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zu damaliger Zeit gerade sehr tief gewesen. Sie hatten daher eine seichte Stelle gesucht, durch welche sie ohne große Beschwerde über den Fluß gelangten, und dieselbe, um sie bei ihrer Rückkehr desto sicherer wieder finden zu können, mit einem Merkmale bezeichnet. Wie sie aber nun von dem Feinde geschlagen und zu einer eiligen Flucht gezwungen worden, da war unterdeß, ohne daß sie etwas davon wußten, das Zeichen von der Furth weggenommen und an eine Stelle gesteckt, wo die Ohre gerade am allertiefsten war. Die Magdeburger glaubten, das sei ihre Furth, sie stürzten in ihrer großen Angst sich in die Tiefe hinein, und fanden einen gar jämmerlichen Tod im Wasser. Auf welche Weise das Zeichen von seiner alten Stelle fortgekommen war, hat man niemals erfahren können. Die Stelle, wo solches passiret, heißt zum Wahrzeichen bis auf den heutigen Tag die Magdeburger Taufe.

Wie es nun also leider geschehen, daß die Weissagung des alten Mannes eingetroffen, da hat man fleißig Nachforschungen nach ihm gehalten; aber man hat Niemanden erfragen können, der ihn vorher oder nachher gesehen hätte.

Alte Magdeb. Chronik (nicht paginirt).
Beckmann histor. Beschr. von Brandenburg. Th. 4. S. 974.


15. Das blutige Brod.

Im Jahre 1551 wurde die Stadt Magdeburg von dem Churfürsten Moritz von Sachsen, dem Churfürsten Joachim von Brandenburg, dessen Vetter dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg, dem Grafen Hans Georg von Mannsfeld, und mehreren anderen Herren hart belagert. In dem Lager der Belagernden wurde aber ein gar wüstes und gottloses Leben geführt, wofür denn auch die Strafe nicht ausblieb. Unter andern fiel am 30sten Juli des gedachten Jahres ein Scharmützel vor, welches fast drei

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)