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mit Krücken zu dem Baume, die hernach fröhlich davon gegangen, und haben die Krücken in Menge um den Baum gelegen.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 744, 745.


36. Der bestrafte Sabbathschänder.

Zu Fretzdorf, unweit der Stadt Wittstock, in der Priegnitz, lebte einst ein Müller, Namens Hildebrand, der sich gar nichts aus dem Sabbath machte. Der wurde zuletzt für solchen Frevel hart bestraft. Als er auch wieder eines Sonntags auf das Feld gegangen war und sein Getraide abbrachte, bekam er auf einmal die Nachricht, daß sein Sohn in der Dosse ertrunken war. Und wie er nun, erschrocken über solche Nachricht, zu Hause eilen will, erhebt sich plötzlich ein Gewitter, schlägt in die Stiegen ein, die er aufgerichtet hat, und verzehrt seine ganze Arbeit.

Beckmann histor. Beschreibung von Brandenburg. Th. 5. B. 2. Cap. 7. S. 304.


37. Der Name Pritzwalk.

In der Priegnitz liegt ein Städtlein Namens Pritzwalk. Der Name ist zusammengesetzt aus den beiden wendischen Worten: Priz oder Przez, welches soviel heißt als: mache dich fort, und Walk oder Wolk, welches einen Wolf bedeutet. Von dem Ursprung und der Bedeutung dieses Namens erzählt man Folgendes: Vor Alters war an dem Orte der jetzigen Stadt ein großer Wald. Als sich nun unterschiedliche Handwerks- und Landleute zusammengefunden, welche Lust hatten, sich hier niederzulassen, und in den Wald hineingingen, fanden sie unter einer Linde einen Wolf liegen, denselben schrieen sie mit jenen Worten an: Priz Walk, oder: Mache dich fort, Wolf! Davon blieb hernachmals

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)