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nahm, als wenn er Stroh als milde Gabe für sein Kloster empfangen habe. Wie er nun so, unter seiner Last keuchend und schwitzend, über jene Brücke ging, da begegnete ihm unvermuthet mitten auf der Brücke der Abt des Klosters. Das Mönchlein ließ sich dadurch zwar nicht erschrecken, sondern grüßte seinen geistlichen Vater vielmehr demüthiglich und berichtete, wie fromme Leute im Dorfe ihm das Stroh als Gabe für sein Kloster geschenkt hätten. Der Abt aber sah ihm doch verwundert nach, weil jener so sehr schwitzte, und da entdeckte er denn auf einmal die Füße der Weibsperson, welche unten aus dem Stroh hervorragten. Wie es dem armen Mönche hierauf erging, brauche ich Euch wohl nicht zu erzählen. Die Brücke aber, auf der solches geschehen, wurde von da an die Strohbrücke genannt, welchen Namen sie noch bis auf den heutigen Tag führet.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 4. S. 1123.


24. Der schwarze Mönch zu Ukermünde.

Im Jahre 1469 führte Markgraf Friedrich der Andere von Brandenburg einen langen Krieg gegen die Herzöge in Pommern. Unter andern belagerte er die Stadt Ukermünde. Nun war aber damals in dieser Stadt ein schwarzer Augustiner-Mönch, der etliche freie Schüsse hatte und damit treffen konnte, was er wollte. Der schoß eines Tages dem Markgrafen den Tisch mit dem Essen darauf vor dem Munde weg, und ließ sich zugleich hören, wo der Churfürst nicht bald weichen werde, so wolle er ihm noch näher kommen. Darüber erschrak der Churfürst so sehr, daß er den Sturm aufhob, den er vorhatte, und von der Stadt abzog. Andere sagen freilich, er sei darum abgezogen, weil ihm die Zeitung zugekommen, daß die Sundtschen

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)