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Warthe, zu Beerwalde, zu Woldenberg, zu Bernau, zu Fürstenwalde und zu Mittenwalde. -

Von den beiden Thoren zu Gransee hat man zwei verschiedene Sagen. Einige geben nämlich vor, es sei einstmals ein Kaiser durch die Stadt gereiset, dem zu Ehren man beide Thore, durch die er gekommen, zugemauert, damit Niemand mehr durchreisen solle. Andere dagegen behaupten, daß bekanntlich in Gransee früher Wenden gewohnt, daß diese von den einwandernden Deutschen vertrieben seien, und nun diese letzteren die Thore, durch welche die Wenden ausgegangen, nicht würdig erachtet, auch von ihnen gebraucht zu werden, weshalb sie dieselben denn zugemauert und für sich nebenan neue Thore haben machen lassen. Hiermit stimmt es überein, daß in den Dörfern auf dem Lande, wo noch jetzt Deutsche und Wenden zusammen wohnen, die Deutschen sich der gewöhnlichen Kirchenthüren bedienen, dieses aber nicht den Wenden gestatten, welche vielmehr durch eine kleine, besonders angelegte Thür in die Kirche gehen müssen.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 283. 284.


23. Die Strohbrücke bei Himmelpforten.

Unweit des Klosters Himmelpforten in der Ukermark liegen zwei Seen, Moderwitz und Sidow genannt; beide hängen zusammen, und es ist dort, wo sie in einander fließen, eine Brücke befindlich, über welche man von Himmelpforten nach dem Dorfe Lichen gelangt. In alten Zeiten, als in Himmelpforten noch Mönche waren, die Brücke aber noch keinen Namen hatte, da hatte einstmals einer der Mönche eine Liebschaft mit einer Frauensperson aus Lichen. Diese wollte er eines Tages mit sich ins Kloster nehmen, weshalb er sie, damit Niemand es merken solle, in ein Bund Stroh einband, und sie so auf seinen Rücken

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)