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gestanden hat, aber, man weiß nicht auf welche Weise, zu Grunde gegangen ist. Wenn man genauer zusieht, so kann man noch jetzt einzelne Straßen und andere Theile der Stadt an dem Gemäuer entdecken. Man findet nämlich, daß die südliche Seite 190, die nördliche 160, die westliche 80, und die östliche etwa 60 rheinländische Ruthen enthalten hat. Die Stadt hat ferner vier Thore gehabt, eine Hauptstraße, welche in die Richtung nach Straußberg geführt hat, und sechs Quergassen. Eben so findet man noch vier besondere ummauerte Plätze, als wenn daselbst eine Kirche, ein Rathhaus, ein Schloß und ein Kloster gestanden hätten. Mitten in der Stadt sind drei runde Hügel, von denen man sagt, daß es alte Begräbnißplätze seien. Vor ein paar hundert Jahren ist das Mauerwerk überall noch eines Mannes hoch über der Erde gewesen. Jetzt kann man es aber nur noch mit großer Mühe entdecken, und es ist alles mit starken Bäumen bewachsen. - Von der Stadt selbst, die hier gestanden, hat man weiter keine Nachricht; man sagt nur, daß sie Blumenthal solle geheißen haben, und daß davon der Wald noch jetzt seinen Namen führe.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 446. 447.


15. Der Markgrafenberg bei Rathenau.

Bei der Stadt Rathenau liegt ein ziemlicher Berg, der Markgrafenberg genannt. Vor langen Zeiten, in den Eintausend zweihundert und zwanziger Jahren, lebten einstmals zu gleicher Zeit neunzehn Markgrafen von Brandenburg, Alle aus dem Anhaltinischen Geschlechte. Die kamen eines Tages sämmtlich zu einer großen Landschauung auf dem gedachten Berge zusammen, und davon hat er seinen Namen erhalten. Aber Gott schickte es also, daß sie in wenigen Jahren, Etliche sagen in zweien, sammt und sonders

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)