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begehrt hatte, verkümmerte bald und ging rasch gänzlich zu Grunde, so daß die Wahrsagung der Magd sich an ihm bewährte. Der andere Stamm, der auf dem Hause Calbe blieb, verwahrt dort noch bis auf den heutigen Tag die ihm zugetheilte Hälfte des Ringes, und er ist deshalb auch noch in einem blühenden Zustande. Andere behaupten hingegen, der Ring sei niemals getheilt worden, und befinde sich noch unversehrt in der Capelle auf dem Hause zu Calbe. Er ist in Gestalt eines ordentlichen Traurings, nicht sonderlich stark, und ohne alles Abzeichen.

Ueber die Altmark. II. S. 226. 227.
Beckmann histor. Beschr. der Altmark. Th. 5. B. 1. Cap. 9. S. 54.


74. Der alte Ziethen.

Es weiß es noch ein jeder Preußische Soldat, daß der alte Ziethen ein großer Hexenmeister war. Er hat das oft bewiesen, und darum konnte ihm auch Keiner so recht was anhaben. Daß er einmal in Schlesien bei Ottmachau mit seinem Regimente mitten durch die Oesterreicher ritt, ohne daß auch nur einem Preußen ein Haar gekrümmt wurde, soll ihm zwar, wie Viele meinen, nur allein dadurch geglückt sein, daß er seine Husaren die Dolmans umkehren ließ. Allein die Wahrheit ist, daß er die Oestereicher behext hatte. Das beste Stückchen aber, das er gemacht hat, ist folgendes:

Einstmals traf er mit einer großen Armee von Oesterreichern und Russen zusammen. Er hatte zwar auch ein ziemlich großes Heer bei sich; aber der Feinde waren zehnmal so Viele. Seine Soldaten mochten daher mit Säbel, Bajonnet und Kolbe soviel drein schlagen, wie sie wollten und konnten, und er mochte trommeln und blasen und stürmen lassen, es konnte Alles nichts helfen; als es gegen

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)