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nicht, denn es war schon Abend, und Licht hatte er nicht angezündet. Noch mehr verwunderte er sich aber, als es ihm vorkommt, als höre er etwas sich bewegen und ganz leise, aber geschwinde aus dem Kober herausschlüpfen. Das war ein Kobold gewesen, der noch an demselben Abende sein neckendes Spiel begann.

So wie der Bauer Licht angezündet hatte, warf er ihm das vom Tische, Bänke und Stühle kehrte er um, und er machte einen gewaltigen Spektakel und Unfug, so daß man wohl sehen konnte, er müsse lange in dem Kober festgesessen haben, und wolle sich dafür recht was zu Gute thun. Einmal warf er eine Fleischgabel gegen die Stubenthür, mit solcher Gewalt, daß sie darin stecken blieb und daß alle Knechte des Bauern herbeikommen mußten, um sie herauszuziehen.

Der Bauer wendete allerlei Mittel an, um diesen Kobold wieder einzufangen. Es wollte aber Alles nichts helfen. Er warf umsonst die theuersten Näschereien in den Kober und wartete in seinem Versteck Stunden lang, daß jener kommen und naschen möge. Der Kobold war ihm aber zu klug. Selbst Zaubermittel halfen nicht gegen ihn. Das Gerücht von diesem Kobold hatte sich unterdeß in der ganzen Wische verbreitet, und es kam einstmals ein Bekannter des Bauern auf einem wilden Hengste geritten, um ihn zu besuchen und etwas Neues über den Kobold zu erfahren. Schon an der Hofpforte rief er dem Bauern zu: Nun, wo hast du denn deinen Teufel? Der Kobold aber saß gerade auf der Pfortenthür; wie der die Worte hörte, da sprang er geschwind auf das Pferd des fremden Bauern und kniff und kratzte es, daß der Hengst wie toll davon lief. Der Bauer ward gleich abgeworfen, und das Pferd lief weiter. Nicht lange aber, so kam es an einen Weidenbaum, unter dem lief es in seiner Angst durch, und

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_058.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)