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Berge ihr Mehl zu Brod holen können, wie denn dies in früheren Zeiten zum öfteren bereits soll geschehen sein.

Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 1. S. 888.


54. Der gekeilte Dieb.

In dem Dorfe Garzin unweit Arendsee lebte vor Zeiten ein Mann, Namens Johann Heinrich Müller, der wegen Bienendiebstahls sehr verrufen war. Die Gerichte konnten ihm zwar nicht beikommen, aber dafür starb er eines elenden Todes. Denn die Bestohlenen hatten ihn durch Verwünschungen eingekeilt, und auf einmal, ehe er es sich versiehet, überfällt ihn ein Schmerz, als wenn er erbärmlich geprügelt würde. Dieser Schmerz hat gedauert bis an seinen Tod. Als er zum Sterben kam, da fielen ihm große Löcher in seinen Leib, und er mußte sich lange und viel quälen vorher.

Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 3. S. 727.


55. Der Inspector Krusemark zu Seehausen.

Magister Joachim Krusemark, seit dem Jahre 1625 Diakonus zu Seehausen in der Altmark, wurde im Jahre 1628 geistlicher Inspector daselbst. Derselbe hat die Plünderung der Stadt Anno 1633 mit ausgehalten, und dabei von einem Kroaten einen gefährlichen Hieb über den Kopf bekommen, wovon er bis an seinen Tod große Beschwerung gehabt. Dieser sein Tod erfolgte Anno 1637, und ging ihm eine absonderliche Begebenheit vorher. Wenige Tage vor seinem Ende nämlich, als er in der Kammer, seine Frau und Schwiegermutter aber in der Stube nebenan geschlafen, hörten diese Letzteren, daß Jemand in der Kammer mit ihm redete. Sie verwunderten sich darüber, weil doch Niemand bei ihm in der Kammer sein konnte, und

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)