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in der Ukraine 1845. Der Dichter wacht und weint, während alles im tiefen Schlafe ruht und seine Landsleute in Ketten verschmachten. Er will sie aufwecken: „Besinnet euch, mißratne Kinder! Schaut dies stille Paradies, eure Ukraine, und liebet mit reinem Herzen die große Ruine! Schüttelt ab die Fesseln und verbrüdert euch! Suchet nicht in fremdem Lande, was nicht einmal im Himmel zu finden ist … nur im eignen Hause ist eigne Rechtlichkeit und Kraft und Freiheit! – Ihr brüstet euch damit, daß wir einst Polen zertrümmert haben! Ja, ihr habt recht … Polen ist gefallen, aber es hat auch euch erdrückt. Für Moskau und Warschau haben eure Väter das Blut vergossen, aber uns, ihren Söhnen, die Ketten, ihren Ruhm, übergeben …“

Das strenge Urteil, welches der Dichter über seine Landsleute spricht, rührt nur von seiner flammenden Vaterlandsliebe her. „Wer seine Mutter vergißt, wird von Gott bestraft.“ Das feinfühlige Gemüt des Dichters verleugnet sich aber auch hier nicht und das warme Mitleid mit dem Unglück entlockt ihm Tränen der Barmherzigkeit. „Ich weine, wenn ich an die unvergeßlichen Taten unsrer Vorfahren denke. Es waren schwere Taten. Gern wollte ich auf die Hälfte eines fröhlichen Lebens verzichten, wenn ich jene vergessen könnte.“ Zuletzt wendet er sich an seine Landsleute im Namen der Nächstenliebe und im Vertrauen auf eine bessere Zukunft: „Umarmet, meine Brüder, den kleinsten Bruder, damit das Gesicht der verweinten Mutter vor Freude sich aufhelle! Segnet eure Kinder mit derben Händen und küsset sie mit freien Lippen! Und die verfloss’nen schändlichen Zeiten werden vergessen sein und der gute Ruf, der Ruhm der Ukraine, wird neu erstehn.“

Und wenngleich das Volk noch immer unglücklich bleibt, betet er in der Verbannung, daß er es wiedersehn möchte und daß es nicht im fremden Land umkomme. Bis zum letzten Atemzug hält er fest an der gleichen Demut und Ergebung, aber auch an der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für das Volk, obgleich er immer wieder enttäuscht wird. Diese seine Stimmung äußert sich besonders schön in einem der allerletzten Gedichte.