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In dem Tagebuch, das Schewtschenko 1856/57 während der Rückreise aus der Verbannung verfaßte, notierte er am 29. Juni folgendes: „Als ich noch ein Kindlein war, sagte mir eine Greisin: Breit ist der Weg vom Paradies, aber zum Paradies führt ein enger Pfad, der mit stechenden Dornen bewachsen ist.“ Und fürwahr, Schewtschenko hatte reichlich Gelegenheit, die Wahrheit dieses Ausspruches zu bestätigen; für ihn wurde der Weg zum Gipfel der Ehre ein einziger Dornensteg und es wurde ihm sogar das kindliche Paradies verweigert. „Ich kann nicht sagen“ – so schrieb er später – „daß ich meine damalige Lebenslage als Last empfunden hätte; erst heute versetzt sie mich in Schrecken und berührt mich wie ein wilder, zusammenhangloser Traum … Ohne Liebe, ohne Freude verschwand meine Jugend; nein, sie schleppte sich in Armut, Finsternis und Erniedrigung hin.“

Häufig gedenkt der Dichter mit Wehmut der armseligen Kindheit. In dem Epilog zur poetischen Erzählung „Hajdamáky“ erinnert er sich, wie er „als Kind, elternlos, ohne Gewand und ohne Brot in jener Ukraine umherstrich, wo Honta und Salisnjak gebrandschatzt hatten, wo er auf kleinen Füßen trottelte, weinend und Menschen suchend, die ihm den rechten Weg zeigen könnten“. Er ruft sich wieder in Erinnerung die endlosen Steppen, seinen Vater, den Großvater; jener schon tot, dieser noch am Leben.[1] Er denkt daran, wie er sonntags nach dem Lesen der „Minei“ (alte Heiligenlegenden in kalendarischer Reihenfolge) den Großvater bat, ihm etwas von der „Kolijiwschtschyna“ zu erzählen, und wie er dann weinte …

Das im Jahre 1843 verfaßte Gedicht Trysna (Gedächtnisfeier), welches eine psychologische Selbstanalyse enthält, deutet auch die traurige Kindheit an:

„In unbekanntem armen Haus
wuchs er heran. Als Waisenkind
erfuhr er zeitig des Lebens Weh.“


  1. Das Gedicht wurde 1841 geschrieben. Der Großvater Schewtschenkos starb um dieselbe Zeit; er soll ein Alter von 115 Jahren erreicht haben.